Endstation PARADIES

Als meine Gäste Mitte Januar 2007 die Bavaria verließen, nahm ich in derselben Nacht noch Kurs zu den Seychellen. Vor der Einfahrt nach Daressalam in Tansania rammte mich fast ein Frachtschiff, dessen Backbordlicht nicht brannte. Bei Windstärke und rauer See kämpfte sich meine Bavaria hart am Wind nach Osten. Am übernächsten Tag war plötzlich Flaute und ich musste den Motor zu Hilfe nehmen. 35 Stunden lief die Yacht bei aalglatter See nach Nord-Osten, um in den Gürtel des Nordost-Monsuns zu kommen. Einem Trennstrich gleich war der Wind plötzlich wieder da. In flotter Fahrt bewältigte ich die 1.000 Seemeilen lange Strecke in acht Tagen.

 

Vier Tage später kamen schon Freunde aus meiner Heimatstadt Roding und gleich danach vier Gäste aus Berlin. Anfänglich etwas skeptisch wegen dem Kulturunterschied, entpuppten sie sich als ganz liebe und zugängliche Leute. Die erste Woche verlief harmonisch, bis zu Beginn der zweiten Woche der Satan einen Riegel vorschob. Als wir vor der unbewohnten Insel Marianne ankerten, drehte plötzlich der Wind auf Legerwal und wir wollten Anker aufgehen. Beim Einholen der Kette kam sie kurzstag und der Schäkel am Anker brach. Durch den hohen Schwell strandete die Bavaria sofort auf dem Riff. Auf meinen Hilferuf über UKW erfolgte keinerlei Reaktion. Acht Stunden arbeiteten mein Gast Peter und ich in tosender Brandung. Wir holten uns Abschürfungen und Prellungen, um das Schiff vor Totalverlust zu retten. Doch alles war vergebens.

Tief enttäuscht übernachteten wir am Strand und mein Gemüt war im Keller. Alles was ich besaß, lag da draußen auf dem Riff und ich war am Rande des Ruins.  Am nächsten Morgen hatte die Zerstörung des Schiffes schon vollen Einzug gehalten. Das Deckhaus war von den Wellen weggerissen, das Schiff war voll Wasser gelaufen und das Innere war mit einer schwarzen Öllache überzogen. Vier Stunden später wurden wir von der Küstenwache abgeholt.

 

Auf La Digue wurde ich sofort auf 200 Euro für die Seenot-Rettung angehalten, obwohl ich nackt bis auf eine Badehose war. Sofort bat ich beim Hafenamt, Ministerium für Touristik, beim Präsidenten und der deutschen Botschaft um Hilfe, aber ich stieß nur auf mitleidloses Schulterzucken. Um Hilfe bei den Einheimischen bittend, dass man mich zur fünf Seemeilen entfernten Insel bringt, um Sachen vom Boot zu retten, scheiterte an den hohen Zubringerpreisen, an denen sie sich gesundstoßen wollten.

Als nach drei Tagen das Wetter besser wurde, hat Jeffrey, ein Einheimischer, mich zum Wrack gebracht, doch die Diebe hatten schon ganze Arbeit geleistet. Weitere drei Tage später erfuhr ich, wer die Täter waren und meldete dies der Polizei. Doch meinerseits hatte ich damit gar keinen Erfolg. Die Polizisten machten sich selbst der Dinge habhaft und rissen sich einen Großteil unter den Nagel. Fragen nach meinem Motorrad und dem anderen Diebesgut wurden immer mit ausweichenden Antworten abgetan.

 

Auf La Digue waren meine Gäste und ich bei Klaus, einem Bayern, untergebracht, der dort mit seiner Frau ein wunderschönes, familiäres Hotel betrieb. Da ich mir eine dauernde Unterbringung im Hotel nicht leisten konnte, bot mir Klaus seine 11 Meter lange Segelyacht als vorübergehende Unterkunft an. Die Dufour 35 Classic ist ein schönes Schiff, doch es war damals total verwahrlost, da es schon fünf Jahre im Hafen lag und nicht bewegt wurde. Nach einer Woche bot Klaus mir die Yacht zum Kauf an und ich schlug nach kurzer Überlegung zu. Was sollte ich tun? Nach Deutschland zurückgehen und mit 66 wieder ein Geschäft anfangen, erschien mir unmöglich. Nach Afrika zurück, zu Weib und Sohn, würde mir mit Sicherheit den letzten Nerv rauben. Der bienenstockartige Zustand in meinem Haus, mit der ganzen Verwandtschaft, die alle an meinem Speck nagten, hätte garantiert in Mord und Totschlag geendet.

 

Als ich wieder im Besitz einer Yacht war, sah der Horizont schon heller aus. Nachdem die umgetaufte "Bavaria II" soweit seetauglich war, waren drei Monate vergangen und ich segelte nach Victoria, der Hauptstadt der Seychellen. Als drei Zeitungen über mein Unglück berichteten, bot ich zugleich gerettete Dinge der Bavaria zum Kauf an. Sofort bekam ich einen Anruf vom Zoll, die Veräußerung meines Yachtzubehörs sei verboten, da ich dafür keine Einfuhrsteuer bezahlt hätte. Bei Zuwiderhandlung drohte man mir mit Gefängnisstrafe. Der absolute Hammer aber sollte nicht lange auf sich warten. Als ich mich wegen der Ausklarierung und der Ausfuhr des Bootes erkundigte, traf mich der Schlag. Da Klaus die Yacht nicht auf den Seychellen registriert hatte, verlangten sie zunächst eine Registrierung des Bootes. Danach hätte ich mir Schiffspapiere auf meinen Namen besorgen und dann wieder 1.200 Euro Ausfuhrsteuer bezahlen müssen. Dann kam das Nächste. Ich hätte die Seychellen erst verlassen dürfen, wenn das Wrack auf Marianne entsorgt ist. Kostenpunkt: 1.300 Euro pro Stunde, die Dauer der Bergung sei ungewiss. Wutentbrannt über einen so kommerzgeilen Staat, der nur Augen für Millionäre hat, segelte ich nach La Digue zurück. Den geborgenen Mast verkaufte ich Jeffrey spottbillig und wir beluden in der Nacht das Schiff mit dem geborgenen Equipment von der Bavaria.

 

Da ich von Einheimischen erfahren hatte, dass Polizisten mein Motorrad von den Dieben beschlagnahmt hätten, ging ich am nächsten Morgen in die Reparatur-Werkstatt, in der es stand. Sie wollten mir klarmachen, dass ich es nicht mehr bekäme, aber nach längerem Krieg mit der Polizei, holte ich mir mein kleines Motorrad zurück. Kaum verladen auf der Yacht, machte ich ohne auszuklarieren die Flitze. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll!

 

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