Donau - Südsee - Seychellen

Zwölfeinhalb Jahre hat es gedauert, bis es endlich zur Taufe meiner Segelyacht kam. Eine verdammt lange Zeit, in der ich selbst manchmal daran gezweifelt habe, dass ich sie auf dem Hof meiner Firma irgendwann noch fertigbauen würde. Neben meiner Kunstschmiede betrieb ich zwischenzeitlich auch noch ein gut besuchtes Wirtshaus mit Hotel, ging häufig zum Drachenfliegen, Wasserskifahren oder Tennisspielen und restaurierte einen Oldtimer. Aber als es soweit war, versilberte ich all mein Hab und Gut, packte zusammen mit meiner Freundin und ihrem kleinen Yorkshire-Terrier die Koffer und ließ den insgesamt 20 Tonnen schweren Kahn mit dem Schwertransport von Roding nach Regensburg bringen.

 

Mit großem Bahnhof wurden wir 1988 in Regensburg verabschiedet und als ahnungsloser Hochseekapitän schipperte ich einfach Donau abwärts durch die damals unruhigen Balkanländer ins Schwarze Meer. Für das touristisch überschwemmte Mittelmeer nahmen wir uns nur ein halbes Jahr Zeit, aber schon da kam es zum ersten Zwischenfall und die bunten Blätter hatten ihre Schlagzeilen. Mit ihrem weiß-blauen Rauten-Design lag die „King of Bavaria“, so hatte ich meine Segelyacht getauft, in Palma de Mallorca neben einer deutschen Yacht aus Kiel. Deren Crew verlieh ihrer Abneigung gegen Segler aus Bayern dadurch Ausdruck, indem sie mein Schiff mit einem Hagel aus Eiern, Tomaten und brennenden Lappen eindeckten. Die Attacke ging auf der Titelseite der Bildzeitung als „Die Schlacht von Mallorca“ in die Pressehistorie ein. In diesem Zusammenhang bat anschließend Prinz Michael von Preußen mit einer Flasche Moet Chandon für das flegelhafte Verhalten seiner Landsleute um Entschuldigung. Einige Jahre später taufte ich meine Segelyacht aber doch noch um in schlichtes "Bavaria".

 

Für meine erste große Feuertaufe, die Überquerung des Atlantiks, hatte sich Rasmus, der Gott des Windes, etwas Besonderes einfallen lassen. Sichtlich erzürnt über so viel Unverfrorenheit eines Möchtegernskippers, schickte er uns den Geschmack eines Weltuntergangs. 38 Yachten waren von Gibraltar aus zur Atlantiküberquerung aufgebrochen, 37 gaben auf und eine davon für immer. Aber am Gangerl hatte sich Rasmus die Zähne ausgebissen. Bei Windstärke 11 trieben wir zwar tagelang hilflos auf dem Ozean herum, aber an ein Aufgeben dachte ich dabei nie. Fernab von der touristischen Yachtszene durchkreuzten wir danach die Karibik, Venezuela und Panama und unternahmen ausgiebige Inlandstouren.

 

Durch den Panama-Kanal über die Schatzinsel und Galapagos erreichten wir in 35 Tagen die Marquesas-Inseln in der Südsee. Der große Pazifik unterhalb des Äquators blieb dann auch fast fünf Jahre meine Wahlheimat, in denen wir von Insel zu Insel hüpften. Im Tuamotu-Archipel, der weltweit größten Gruppe von Korallenatollen, widmete ich mich häufig meinem Lieblingssport und erlebte bei meinen Tauchgängen nicht selten gefährliche Situationen. Die Aufnahmen von Mund-zu-Mund-Fütterungen mit Haien und Muränen zeichnete der internationale Amateurfilmverband zwar mit einer Goldmedaille aus, ich musste das aber mit einem kräftigen Biss einer Riesenmuräne in meinen Unterarm bezahlen. Über Französisch-Polynesien segelten wir zu einem Meeting mit dem König von Tonga, das mir ein befreundeter Politiker verschafft hat. Dreimal besuchte ich bisher Neuseeland, bestieg den Mount Cook und suchte die interessantesten Gebiete dort auf. Über Fidschi ging es wieder in ein Tauchparadies, nach Tuvalu. Ein halbes Jahr verweilten wir mit meiner "Bavaria" 1991 an diesem wunderbaren Flecken Erde als erste Yacht, die jemals im Atoll Nanumea war. So wie auf vielen Inseln unternahm ich auch dort mit meinem Drachen Schlepp-Flüge oder von den Bergen anderer Regionen unseres Planeten. Manchmal war es sogar die „Erst-Befliegung“, was die Einheimischen meist in ungläubiges Staunen versetzte. Zurück auf Fidschi, wollte meine Freundin ein Jahr pausieren und mit ihrem Hund dafür zurück nach Deutschland fliegen. Es ergab sich aber so, dass ich ab diesem Moment als Einhandsegler die Welt bereiste.

 

Mit kräftigem Wind kreuzte ich später nach Australien, wo ich wieder einige Trips durch das Inland unternahm. Anschließend, auf dem Weg von Tasmanien zu den Auckland Islands in Richtung Antarktis, geriet die Bavaria in einen horrenden Sturm. Zyklon Polly versuchte mit 76 Knoten Sturm und fast 20 Meter hohen Wellen das Schiff zu zerschmettern. Sieben Tage dauerte dieser Jahrhundertsturm mit seinen Ausläufern, bei dem der Mast meiner Segelyacht unzählige Male unter Wasser gedrückt wurde. Wieder in Neuseeland zurück, mussten erst einmal die entstandenen Wunden geleckt werden.

 

Über Westsamoa, Wallis und Fidschi schlug ich mich nach Vanuatu durch. Dort besuchte ich die mit Penisköchern bekleideten Turmspringer in Bunlap auf Pentecost. Illegal besuchte ich danach auch noch die Kwaios auf den Salomonen und wanderte dafür wiedermal ins Gefängnis. Ein besonderes Highlight war Papua-Neuguinea. Monatelang durchstreifte ich den Dschungel, lebte bei den Kannibalen und wäre durch eigene Dummheit am Sepik River fast in den Kochtopf gewandert. Ich lernte durch den Bischof Maier den damals noch lebenden Sir Wamp Wan kennen, der von der Queen geadelt wurde, weil er 1935 die australischen Leahy Brüder, die Entdecker des Hochlandes, nicht verspeist und die Christianisierung in dem Land unterstützt hatte.

 

Monatelang pendelte ich zwischen den atemberaubenden Atollen der Karolinen Satawan, Truk (heute Chuuk), Yap sowie Ifalik, erfreute mich an der phantastischen Natur, vornehmlich unter Wasser, und lebte in Harmonie mit den exotischen Stämmen. Unwissend lief ich die Leprainsel Kapingamarangi an und bin auf dem Weg zu den Philippinen in einen Taifun geraten. Zwei Jahre nahm ich mir Zeit, um die unzähligen Inseln anzusteuern und gelangte natürlich auch in das gefürchtetste Piratengebiet der Erde, die Sulusee. Dort erlebte ich den schlimmsten von circa 20 Raubüberfällen. Nachdem es nachmittags schon eine Schießerei gab, enterten nachts schwer bewaffnete Piraten meine Yacht und als sie auf mich zielen wollten, habe ich einfach abgedrückt. Einer kippte tödlich getroffen über die Reling, der Zweite kollabierte an Deck. Als ich ihn dann von Bord befördern wollte, schlitzte er mir den linken Unterarm auf, woran mich heute noch eine 25 Zentimeter lange Narbe erinnert. Ich habe dem Schurken anständig einen über den Kopf gebraten und ihn über Bord geworfen.

 

Nach sieben Jahren flog ich zum ersten Mal in die Heimat zurück und hielt aus Geldmangel Diavorträge über meine Reisen. Aber ich kam mit den Deutschen nicht mehr so zurecht, die mir auf einmal so engstirnig, kaputt und selbstherrlich vorkamen. Nach ein paar Monaten bekam ich wohl durch diesen Stress in Deutschland große Magenprobleme und stach dann kurzentschlossen wieder in See.

 

Ein zweites Mal nahm ich Kurs auf Neuguinea und wurde unterwegs von einem fürchterlichen Denguefieber überrollt. Ziemlich fertig und abgemagert habe ich aber doch noch Irian Jaya (Westneuguinea) erreichen können. Wochenlange Trips im Hochland zu den Dani-, Lani- und Yali-Stämmen brachten mich quasi in die Steinzeit zurück. Mit fünf Trägern und einem Führer besuchte ich Dörfer, die noch nie zuvor ein Weißer betreten hatte. Mit einer einmotorigen Piper flog ich nach Agats zu den Asmat und besuchte auch die Korowais und Kombais, die ihre Hütten hoch in die Baumgipfel bauen und heute noch Menschenfleisch essen.

 

Auf dem Weg zu den Philippinen unternahm ich unzählige Tauchgänge in vielen unentdeckten Paradiesen der indonesischen Inselwelt. Nach meiner Ankunft hat mich erneut das Denguefieber erwischt, aber ich bin dem Teufel im Krankenhaus von Cebu gerade noch von der Schaufel gesprungen. Auf dem Weg nach Malaysia entkam ich wieder um Haaresbreite den Sulu-Piraten, die dort auf der Lauer lagen und an Bord kommen wollten. Auf Borneo habe ich Orang-Utans und viele alte Dörfer der Ureinwohner besucht und bestieg den Kinabalu, den höchsten Berg Südasiens mit 4.100 Meter. Als ich anschließend in Pontianak (Westkalimantan) auf der indonesischen Seite einklarierte, wurde ich, wie so oft, nachts überfallen und ausgeraubt, wobei die Gangster meine teure Film- und Fotoausrüstung erwischt haben. Später auf Sumatra war ein besonderes Erlebnis für mich eine Waljagd per Kanu und mit dem Handspeer.

 

Beim paradiesischen Chagos-Archipel musste ich als geübter Taucher wegen der Attacke eines Tigerhais auch Unterwasser mal um mein Leben zittern. Nach 72 Tagen erreichte ich danach die herrlichen Seychellen. Über Madagaskar und das Vogelparadies Cosmoledo durfte ich mit Ausnahmegenehmigung zum behütetsten Tieratoll der Welt segeln. Nur ganz wenigen Forschern ist es erlaubt, das einzigartige Naturerbe Aldabra zu besuchen. 150.000 Landschildkröten wohnten damals dort und täglich legten ca. 1.000 Seeschildkröten ihre Eier ab. Nach einem Blitzschlag bei den Komoren waren meine Navigationsinstrumente kaputt und so bin ich später in Tansania bei Mafia Island tatsächlich auch noch auf Grund gelaufen. Mit Gottes Hilfe konnte ich den Kahn wieder flottmachen und parkte ihn in einem Urwaldfluss in Kenia. Mit dem Rucksack nahm ich mir von dort aus in den folgenden beiden Jahren den schwarzen Kontinent vor.

 

Ich bleibe sportlich, du auch?

Sichere dir satte 25 % RABATT auf ein SUP mit meinem GUTSCHEIN

Mein drittes Buch ist da:

Der Paradiesjäger - Der Wüste lebt

Erhältlich auf amazon.de, auf meiner Webseite und in deiner Buchhandlung.

Einblicke in mein Leben:

Allerlei Fotos, Videos und tolle Neuigkeiten. "Like" meine Seite und du verpasst nichts mehr : - )

Druckversion | Sitemap
© Wolfgang Clemens & styx media